Geräteturnen

Das Geräteturnen war zunächst nur eine Teildisziplin in den Vereinen der Deutschen Turnerschaft (DT), die neben dem Geräteturnen auch Leichtathletik, Schwimmen, Rudern und Kampfspiele in ihrem Repertoire hatten. Schon bald kam die Forderung auf, das Geräteturnen als unabhängige Disziplin zu betrachten, um das Training auf einen Aspekt fokussieren zu können. Die DT wehrte sich jedoch zunächst vehement gegen diese Forderung und wollte den ursprünglichen Zwölfkampf beibehalten.

Im Jahr 1920 war es dann soweit: Der erste reine Wettkampf im Geräteturnen fand statt. Von da an wurde das Geräteturnen rasch immer beliebter, sodass sich schließlich auch die DT der allgemeinen Meinung beugen musste. Bald führte sie regelmäßige Wettkämpfe im Geräteturnen durch, erfand zeitgleich aber auch die Städtevergleiche und machte die erste Deutsche Meisterschaft im Geräteturnen möglich, durch die eine neue Phase in der Entwicklung des Geräteturnens eingeläutet wurde.

So änderte sich auch die Sportart noch einmal grundlegend. Der Fokus, der lange auf Statik und Krafthalteübungen gelegen hatte, verschob sich zunehmend hin zu von Dynamik geprägten Übungen, wie Sprünge, Salti und Drehungen. Das Turnen wurde also ein mehr und mehr akrobatischer Sport, der sich heute unter anderem durch seine Varietät an Wettkampfformen auszeichnet. Eine der wichtigsten ist hierbei die Kür, die bei den Meisterschaften stets ein fester Bestandteil der Bewertung ist. Hierbei gibt es vorgegebene Kürübungen, an die sich jeder Turner halten muss, um eine objektive Bewertung zu ermöglichen. Die Endnote setzt sich aus zwei Noten zusammen, die jeweils Schwierigkeit beziehungsweise Durchführung bewerten. Eine weitere Form ist die sogenannte Pflicht, bei der jeder Turner eine vorgegebene Reihenfolge von Elementen zeigen muss. Auch hier setzt sich die Note aus Schwierigkeit und Durchführung zusammen, um eine faire Bewertung garantieren zu können. Frei wählbar ist jedoch für jede/n Turner/in die Musik, um ihrer Performance eine persönliche Note zu verleihen.

Pflicht und Kür

Während die Pflicht im Wettkampf und Breitensportbereich meist denselben Ablauf hat, gibt es bei der Kür etliche Unterschiede. Befindet man sich im Wettkampfbereich, werden sechs Geräte nach olympischer Reihenfolge geturnt: Boden, Pauschenpferd, Ringe, Sprung, Barren, Reck. Allein durch die Anzahl der durchzuführenden Übungen unterscheidet sich hier der Breitensport vom Wettkampfsport, da dort in vielen Fällen nur ein Vierkampf geturnt wird, der sich variabel aus den sechs oben genannten Disziplin zusammensetzen kann. Befindet man sich im leistungssportlichem Nachwuchsbereich, kommt zu diesen beiden Formen der Bewertung noch eine nächste hinzu, der AK. Hierbei müssen im Hinblick auf die Altersklasse athletische Standards erreicht und Voraussetzungen an Geräten gemeistert werden.